Unser TIFA-Aussichtsratsvorsitzender Andreas Kapp und seine große Hingabe sowie Karriere im komplexen Mannschaftssport Curling

„Bei mir ist es immer kalt, hobbymäßig und beruflich“: Unser TIFA-Aussichtsratsvorsitzender Andreas Kapp und seine große Hingabe sowie Karriere im komplexen Mannschaftssport Curling
Der Rekordhalter mit 34 Teilnahmen an Europa- und Weltmeisterschaften sowie vier Olympischen Spielen – Titel als Deutscher Meister, Europameister und Vize-Weltmeister – 350 Länderspiele
Was man vom Curling für das private und unternehmerische Leben sowie Handeln lernen kann: Gelassenheit und Teamfähigkeit – „Man kann nur gewinnen, wenn man auch mal verloren hat, Zufriedenheit ist der schönste Erfolg!“
Wenn einem der japanische Kaiser zuwinkt: Beeindruckende Erlebnisse und weltweite Freundschaften

„Bei mir ist es immer kalt, sowohl beim Hobby auf dem Eis, als auch im beruflichen Kontext, der ja auch mit dem Verkaufen von Eis zu tun hat…“, resümiert Andreas Kapp (57), TIFA-Aufsichtsratsvorsitzender und geschäftsführender Gesellschafter der Güscho Feinkost GmbH & Co. KG, leicht schmunzelnd und metaphorisch über eine elementare Beziehung sowie Begeisterung, die sein Leben von Kindesbeinen an prägt: als privates Hobby, das aber ganz weit über eine sporadische Freizeitbeschäftigung hinausging und -geht, sondern vor allem professionelle Leidenschaft, Kontinuität und große Erfolge in der Rolle eines Sportlers bzw. Spitzensportlers bedeutet – und nicht zuletzt auch sein berufliches wie unternehmerisches Selbstbild beeinflusst hat.

Kapp liebt Eis – so oder so – und vor allem Curling, eine Eissportart, die in Deutschland aktuell rund 800 Aktive zählt und die Wikipedia so erklärt: „Curling ist eine auf dem Eis gespielte Wintersportart, die dem Eisstockschießen ähnelt und Parallelen zu den Kugelsportarten Boule-Spiel und Boccia aufweist. Zwei Mannschaften zu je vier Spielern versuchen, ihre Curlingsteine näher an den Mittelpunkt eines Zielkreises auf einer Eisbahn zu spielen als die gegnerische Mannschaft. Das Wort Curling stammt vom schottischen Verb tae curl („drehen“) ab und beschreibt die Bewegung der Steine, während sie über das Eis gleiten. Die erste schriftliche Erwähnung eines Spiels mit Steinen auf dem Eis erfolgte im Februar 1541 auf einem Dokument, das im Kloster von Paisley in der Grafschaft Renfrewshire geschrieben wurde: Ein schottischer Admiral hatte begonnen, seinen Talisman, eine plattgedrückte Kanonenkugel, über das Eis zu schieben.“
Ein Maximum an Präzision und strategischem Geschick sowie psychologischem Gespür
Dies klingt – in der Wikipedia-Erläuterung – relativ leicht wie entspannt, ist es aber überhaupt nicht. Aufgrund seiner komplexen, taktischen wie ganzheitlich sportlichen Möglichkeiten wie Anforderungen verlangt Curling ein Maximum an Präzision und strategischem Geschick, es ist wie (Distanz-)Schach auf glattem Parkett. Andreas Kapp ist ein nationaler wie auch internationaler Hochmeister darin.

von links: Andreas Lang, Holger Höhne, Andreas Kapp (Team Deutschland)
Curling ist eine der komplexesten Mannschaftssportarten, die es auf der Welt gibt
Die Faszination liegt gerade auch im psychologischen Gespür und Können: „Curling ist eine der komplexesten Mannschaftssportarten, die es auf der Welt gibt. Ziel ist es, am besten selbst die einfachen Steine zu spielen, damit man den Gegner dazu zwingt, die schwierigen Steine spielen zu müssen. Es geht um äußerst konzentriertes Teamwork – im engen Zusammenspiel zwischen Zielvorgabe, den Stein zu spielen bzw. anzuschieben und dem Wischen, das den Kurvenverlauf noch erheblich beeinflussen kann – von wenigen Zentimetern bis zu über einem Meter in Bezug auf die möglichst ideale Kurvenlinie. Macht einer der insgesamt vier beteiligten Spieler dabei nur den kleinsten Fehler, hat dies – mehr oder minder – fatale Folgen. Man braucht ein hohes Maß an Teamverständnis, Abstimmung, Gleichgewicht und Aufmerksamkeit, entsprechend abhängig ist man voneinander. Dazu muss man sich auch vorstellen: Man muss den 20 KG-schweren Granitstein über eine Distanz von insgesamt 43 Metern in der Genauigkeit zu einer Bierdeckel-Größe anzielen und diesen treffen. Es gilt, den Parabelbogen richtig, also optimal präzise, vorauszusehen und gemeinsam zu `berechnen`.“
Eine auch körperliche und athletische Höchstleistung
Neben dieser anspruchsvollen Leistung kommt noch die hohe körperliche, athletische Komponente hinzu, die vor allem den Wischvorgang betrifft. Das Wischen ist sehr anstrengend. Männliche Wischer bringen gut 40 bis 50 Kilogramm Druck auf den Besen. Diesbezüglich gehen sie beim Wischvorgang, der etwa 20 Sekunden andauert, in einen sehr hohen Belastungsbereich hinein. Ein Spiel dauert zwei bis drei Stunden. Man bewegt sich als Wischer allein durch das Auf- und Abgehen bis zu 5 Kilometer pro Spiel. Jeder Spieler muss zwei Steine spielen. Pro Spiel gibt es insgesamt 10 Durchgänge.

Rekord: insgesamt 34 Teilnahmen an Europa- und Weltmeisterschaften sowie vier Olympischen Spielen – 350 Länderspiele
Kapp hat bereits 1981 mit dem Curling-Sport angefangen, ist aktuell ehrenamtlicher Bundestützpunkttrainer im Juniorenbereich im Füssener Eissportzentrum und blickt auf eine intensive 43-jährige Sport- bzw. Spitzensport-Karriere zurück. Er hat in der Nationalmannschaft – bei 34 Welt- und Europameisterschaften sowie Olympischen Spielen – Deutschland vertreten. Insgesamt kommt er auf 350 Länderspiele. Es gibt in Deutschland niemanden, der im Herrensport des Curlings mehr Spiele in der Nationalmannschaft aufweisen kann. Für dieses langjährige und erfolgreiche Engagement hat er das „Silberne Lorbeerblatt“, die höchste sportliche Auszeichnung in Deutschland erhalten, übereicht vom Bundespräsidenten.

Ins Ziel getroffen: Deutscher Meister, Europameister, zweimaliger Vize-Weltmeister – besondere Erlebnisse bei Olympiaden
Zu seinen Erfolgen gehören u.a.: Titel als Deutscher Meister und Europameister sowie zweimaliger Vize-Weltmeister. Insgesamt hat er an vier Olympischen Spielen teilgenommen: 1988 im kanadischen Calgary, wo Curling noch eine Demonstrationssportart war, als volle Medaillensportart dann zum ersten Mal 1998 im japanischen Nagano integriert, 2006 in Turin und 2010 in Vancouver. An diese Erlebnisse im Zeichen der fünf Ringe erinnert er sich besonders gerne: „Das war immer sehr beeindruckend – das Leben im Olympischen Dorf mit Athleten aus der ganzen Welt, der Einzug ins Stadion, die Wettkämpfe auf ganz hohem Niveau, einfach alles. 1998 z.B. – zur Eröffnungsfeier, wir zogen ins vollbesetzte Stadion ein und der japanische Kaiser winkte uns zu. Einfach nur toll!“
Die Curling-Affinität der Kapp-Familie
Die Hingabe zum Curling-Sport liegt bei der Familie Kapp im Blut. Sein Vater Charlie ist mit 80 Jahren immer noch auf dem Eis aktiv, sein Sohn Benjamin (22) war ein erfolgreicher Juniorensportler und ist im letzten Herbst mit der Deutschen Herren-Nationalmannschaft als jüngstes Team Europameister geworden.
Was man vom Curling für das private und unternehmerische Leben sowie Handeln lernen kann: Man kann nur gewinnen, wenn man auch mal verloren hat – Zufriedenheit ist der schönste Erfolg
Dieser Sport, so Kapp, habe ihm auch in seinem beruflichen und unternehmerischen Selbstverständnis sowie in der Aufgabenbewältigung sehr geholfen: „Vom Curling lernt man vor allem Teamfähigkeit. Ich war immer auch der Teamkapitän, wie ja im Unternehmen auch. Heißt: Man muss schon vorgeben, wo es langgeht und Verantwortung übernehmen. Man muss dabei aber auch immer wissen, dass Respekt und Handeln im Teamwork entscheidend sind. Man lernt vor allem auch mit Niederlagen umzugehen. Man kann nur gewinnen, wenn man auch mal verloren hat. Selbst Olympiasieger haben vorher meist auch mit bitteren Niederlagen umgehen müssen. Auch in schwierigen Situationen die Ruhe zu bewahren, gelassen zu bleiben – dies hat mir das Curling beigebracht, das für mich immer ein optimaler Ausgleich war. Und noch eine Erkenntnis gehört dazu: Das Geschäft war und ist wichtig, aber eben nicht mein Lebensmittelpunkt. Zufriedenheit ist der schönste Erfolg!“
Die Geschichte geht bzw. gleitet weiter – menschliche Begegnungen sowie eine wunderbare Reise durch`s Leben und die Welt
Diese ganz persönliche Erfolgsgeschichte ist noch nicht beendet. Nächste Etappe ist in ein paar Wochen das italienische Cortina d`Ampezzo: „Dort tritt die Juniorenmannschaft an, die ich betreue. Einen Tag nach diesem Sportwettbewerb nehme ich dann an der Senioren-Weltmeisterschaft teil, zu der sich 28 Nationen angemeldet haben. Da treffe ich dann jene wieder, mit denen ich schon vor 20, 30 Jahren im sportlichen Wettbewerb stand. Das Schöne sowie Gute waren und sind vor allem die menschlichen Begegnungen, die weltweiten Kontakte und Freundschaften, die aus dem Sport heraus entstanden sind. Die globale Curling-Gemeinschaft ist groß und gut vernetzt. Ob Japan, USA, Europa oder gar Nigeria oder Kenia – man kennt sich, man unterstützt sich, man lädt sich privat auch gerne ein. Das Curling ermöglicht(e) mir auch eine wunderbare Reise durch`s Leben, die Welt und zu neuen Freunden, ganz genau so – und entspannt wie spannend…“