LARS SPITZER: ÜBER DEN TELLERRAND SCHAUEN UND VERANTWORTUNG ÜBERNEHMEN

Mittelständische Kerntugenden und Chancen umsetzen – im eigenen Unternehmen und im Verbund

„Es war mir schon immer ein Anliegen, über den Tellerrand des eigenen Unternehmens hinaus zu schauen. Dies galt und gilt natürlich für die Beobachtung der Verhältnisse des Wettbewerbes und des Marktes, aber gerade auch in Hinblick auf die Stabilisierung und Weiterentwicklung mittelständischer Unternehmen in unserer Branche. Aus der Perspektive eines mittelständischen Einzelunternehmens, wie es unser Familienbetrieb seit über 60 Jahren ja in ganz klassischer Form darstellt, und im Gesamtblick“, betont Lars Spitzer.

Das „Familiäre“ im Geschäft, direkt oder im übergeordneten Sinne, liegt dem gelernten Kaufmann Lars Spitzer (56) im Blut. Schon als Kind bekam er das geschäftliche Treiben im väterlichen Betrieb hautnah mit, ging schon früh mit auf Touren, sammelte reichlich Erfahrungen und lernte schnell, was es heißt, in unternehmerischer Verantwortung zu stehen. Für die Familie, die Mitarbeitenden, die Kunden, aber auch in Bezug auf das kollegiale, branchenbezogene Umfeld. Noch vor der Gründung der Lidega Ende der 90er Jahre, die auch von ihm wesentlich angedacht und umgesetzt wurde, war er 7 Jahre lang Mitglied des Einkaufsrates von „Grillmaster“. Auch die Gründung der Lidega war ein durchaus mutiger, progressiver Schritt. Galt es doch, vier ehemalige Wettbewerber in einer Einheit zu bündeln, eben auch unterschiedliche Geschäftsgrundlagen, Interessen und Mentalitäten unter einen gemeinsamen Hut zu bekommen. Das ist gelungen, die Lidega etablierte sich, ihr Mitgliederkreis und ihr geschäftlicher Radius erweiterten sich kontinuierlich. Der Familienzusammenhalt als Grundlage, hier nicht nur als Urzelle der geschäftlichen Existenz, sondern auch in der übertragenden Form und Organisation von gleichgesinnten Unternehmern mit ähnlichen Wurzeln, Aufgaben und Zielen.

Von Anfang an bis heute: Den Grundstein dazu legte Vater Franz-Josef Spitzer, der zu Beginn der 60er Jahre eine Imbiss-Bude in Marl betrieb und schnell erkannte, dass im Geschäft mit Kartoffeln und Fritten noch mehr Potenzial schlummerte. Er wurde zum Pommes-Hersteller, baute sich seine erste Produktionsstraße selbst auf und belieferte von nun an die übrigen Imbiss-Buden im weiten Ruhrgebiet. Der Rest ist eine Erfolgsgeschichte – gerade als Familie. Der Kundenkreis wuchs, vor allem Gastrobetriebe kamen hinzu, man baute aus. Mitte der 80er Jahre kam ein weiterer Standort in Recklinghausen dazu, der derart positiv einschlug, dass man den Unternehmenssitz in Marl aufgab. Der Stab ging weiter an Lars und seinen Bruder Frank, die heute Geschäftsführer der Spitzer Gastro Food Service GmbH & Co. KG sind. Eine Schwester und ein Bruder der beiden sind ebenfalls im Unternehmen engagiert. Aktuell beschäftigt der Familienbetrieb rund 30 Mitarbeitende, die Gesamtfläche des Unternehmenssitzes beträgt 10.000 qm (davon 4000 qm als Lager- und Kühlräume), die Lieferflotte besteht aus 12 Fahrzeugen, rund 1000 Kunden werden von hier aus versorgt.

Gerade in einem Familienbetrieb lernt man wohl am ehesten, wie man seine Aufgaben in der Führungsrolle mit kollektivem Teamverständnis und Erfolgsstreben möglichst optimal verbindet. „Dazu gehört vor allem, die besten Schnittmengen zu finden, jeweilige Stärken zu nutzen, gerade damit Schwächen auszugleichen, um im Alltagsgeschäft und in der Geschäftsperspektive die richtigen Entscheidungen zu treffen. Das ist nicht immer einfach oder fehlerfrei, dazu gehört sicherlich auch die nötige Kompromissbereitschaft bei unterschiedlichen Meinungen. Man kann alles mit sich selbst ausmachen und auch so entscheiden. Ratsamer ist es, andere Kompetenzen, Erfahrungen und Sichtweisen miteinzubeziehen und zu summieren. Gerade in Situationen, die große Entscheidungen und Weichenstellungen verlangen“, betont Spitzer. Ob nun in der familiär kleinen oder großen Gemeinschaft. „Schon als Kind habe ich mich immer besonders für die Bereiche Einkauf und Vertrieb, also für die Kernfelder in unserem Geschäft, interessiert. Gerade diesbezüglich sind wir im Wettbewerb aktuell und zukünftig mit fundamentalen Veränderungen konfrontiert. Wenn wir demnächst noch Bestand haben und wachsen wollen, kann dies nur im Zusammenwachsen im Verbund geschehen. Nicht als Konzentrationsmacht, die alles schluckt, sondern in der Gemeinschaft von Partnern auf Augenhöhe. Die Pluspunkte dazu liegen m.E. – trotz aller Anforderungen – weiterhin bei unseren mittelständischen Grundfähigkeiten und Interessen: Individualität, Eigenständigkeit und Flexibilität. Persönliche Kompetenz und Verantwortung, unternehmerische Freiheit – diese für uns als Einzelunternehmer zu behalten, kann nur bedeuten, dass wir sie noch stärker auf unseren Zusammenhalt im Gesamtinteresse übertragen und auch neu gestalten.“

Gerade in diesem Sinne haben die TIFA und die Lidega durch ihre Kooperationsvereinbarung im letzten Jahr eine neue Basis im Zusammenwachsen begründet. Im Rahmen der TIFA-Generalversammlung, die am 30. April in Berlin stattfindet, schlägt der TIFA-Aufsichtsrat Lars Spitzer als neues Aufsichtsratsmitglied vor.