AUF GUTEM KURS

Auf gutem Kurs: Das TIFA-Mitglied „Schlemmer-Frost GmbH & Co. KG“ aus Papenburg (Emsland) setzt wesentlich auf die digitalen Segel für die Zukunft

Andreas van Geene (gesch.ftsführender Gesellschafter): „Wir digitalisieren alles, was möglich ist“

– jetzt auch mit einer eigenen Order-App

Willkommen im Venedig des Nordens – in Papenburg, niedersächsisches Mittelzentrum im Emsland mit rund 38.000 Einwohnern, und geprägt von Windmühlen, Klappbrücken, Hafenkulissen und backsteinroten Häusern, die an niederländische Kaufmanns- und Seefahrerstädte erinnern. Eine ziemlich heil wirkende, fast maritime Welt, die wesentlich auch durch den Schiffsbau, die Automobilzulieferung und den Tourismus geprägt ist. Papenburg ist auch durch die Meyer Werft bekannt, die vor allem große Kreuzfahrtschiffe baut.

An der Seeschleuse 13, nördlich vom Stadtzentrum im Gewerbegebiet gelegen, geht es nicht um Boote, obwohl das Gesamtareal (rund 9.000 qm) auch dazu genügend Platz bieten würde. Die berufliche Reise von Andreas van Geene (55) beginnt in Bremen. Der gelernte Fleischermeister, der durch spätere Fortbildungen auch seine kaufmännischen Fähigkeiten abrundet, heuert bei der Fleischer-Einkauf AG an und soll als Filialleiter den Standort Oldenburg wieder auf Vordermann bringen. Dies gelingt ihm. 2008 folgt er dann dem Ruf der Unternehmerfamilie Kuhr, eine Restaurant- und Hotel-Dynastie aus Papenburg, die ab 1991 auch ins Großhandelsgeschäft mit Lebensmitteln eingestiegen war. Van Geene wird Gesch.ftsführer von „Schlemmer-Frost“, dem „Vollsortimenter im Nordwesten“. Allerdings wollen die beiden Kuhr-Brüder ihr Handelsunternehmen 2014 aus Altersgründen wieder verkaufen. Van Geene wird beauftragt, einen Käufer zu suchen. „Das war eben nicht so einfach, deshalb habe ich mich entschlossen, das Unternehmen selbst zu übernehmen. Diesen Entschluss habe ich nie bereut“, betont van Geene im Rückblick.

In den folgenden Jahren erweitert der Vollblutunternehmer gemeinsam mit seiner Frau Kirstin, die Prokuristin bei der „Schlemmer-Frost GmbH & Co. KG“ ist, zielstrebig den klassischen Familienbetrieb, der mit dem Slogan „Aus der Region – für die Region“ wirbt und vor allem seine familiäre Unternehmensform sowie die regionale Verwurzelung und optimale Kundennähe hervorhebt. Schlemmer-Frost hat zurzeit rund 20 Mitarbeitende. Die Lieferflotte mit 4 Fahrzeugen versorgt rund 600 Stammkunden im Umkreis von 200 Kilometern. Die Lagerkapazitäten liegen bei rund 4000 qm. Die Region, gerade auch die Küste und die ostfriesischen Inseln betreffend, ist vor allem touristisch geprägt. Entsprechend kommen rund 90 Prozent der Kunden von „Schlemmer-Frost“ aus dem touristischen Sektor und der Rest aus dem GV-Bereich.

Die letzten beiden Jahre, die wesentlich durch die Corona-Krise geprägt waren, stellten auch für van Geene und sein Team einen enormen Stresstest im Ausnahmezustand dar, der allerdings ohne große Blessuren gemeistert werden konnte. „Gerade als Familienbetrieb sind wir gut durch die Krise gekommen. Wir verfügen zum Glück über einen stabilen Kundenstamm und haben in der Corona- Zeit auch keinen Kunden verloren. Zurzeit sind wir wieder auf dem Umsatzniveau von 2019“, hebt der Unternehmenschef positiv hervor.

Neben neuen Zielen im Vertrieb, in der Lieferanten- und Kundenkommunikation und im Marketing setzt er wesentlich auf den Faktor der Digitalisierung: „Natürlich fahren wir zweigleisig. Das Analoge und der direkte Kontakt in unseren Geschäftsbeziehungen bleiben sicherlich weiterhin wichtig. Auf der anderen Seite automatisieren wir aber alles, was automatisiert werden kann. Schon 2010 haben wir Handscanner eingeführt. Alles, was bei uns rein- und rausgeht, wird digital erfasst. Die Digitalisierung ist bei uns traditionell von hoher Bedeutung. Auch als ein Prozess, der nicht stillsteht, sondern immer dynamisch weiterentwickelt wird.

“ Zur digitalen Basis gehört u.a. der eigene Online-Shop. Die nächste Dimension dazu steht bei „Schlemmer-Frost“ bereits kurz vor der Premiere: „Der Online-Shop hat sicherlich seine Bedeutung. Wir brauchen allerdings eine digitale Bestellfunktion, die so mobil, direkt und anwenderfreundlich wie möglich ist. Dies kann eigentlich nur eine Smartphone-APP leisten.

“ In den letzten 9 Monaten hat van Geene deshalb eine eigene „Schlemmer-Frost“-APP entwickeln lassen, die in nächster Zeit freigeschaltet werden soll: „Der Trend ist so und wird zukünftig sicherlich noch zunehmen. Die Kunden nutzen wesentlich ihr Handy. Das bemerke ich ja schon an meinem eigenen Verhalten. Der schnelle Blick und Klick ersetzen das Hochfahren des Computers. Darauf haben wir reagiert. Der Kunde muss von jedem Ort aus und jederzeit einfach bestellen können. Der übern.chste Schritt wird auch sein, dass wir die APP-Funktionen und -Daten noch intensiver mit den Faktoren Kundenanalyse, Direkt-Werbung und Marketing verknüpfen. Diesbezüglich verfügen wir dann über eine kompakte Gesamtaufstellung, die alle informativen Ebenen, etwa auch unsere Website und unsere Social-Media-Sites, perfekt zusammenführt.“

Die Fahrt in die Zukunft ist bei „Schlemmer-Frost“ vor allem auch eine gemeinsame Sache der Familie – so unterstützten in der Vergangenheit bereits beide Söhne, Jannik und Niklas, das Familienunternehmen. Jannik steht aktuell kurz vor seinem Masterabschluss an der Wirtschaftsuniversität Wien und zählt zu den besten 5 Prozent seines Jahrgangs. Vorausgegangen war ein dualer Bachelor-Abschluss „Management im Handel (dual)“ an der Hochschule Bremen. Das Studium absolvierte er in Kooperation mit dem Familienunternehmen. Anknüpfend zu seinem Bachelorstudium arbeitete er als „Strategischer Referent der Geschäftsführung“ für „Schlemmer-Frost“. Sohn Niklas studiert aktuell noch – ebenfalls erfolgreich – Betriebswirtschaftslehre im Bachelor an der Universität Bremen und unterstützt das elterliche Unternehmen als Werkstudent insbesondere bei der Umsetzung der Digitalisierungsstrategie.

Die derzeitige Gesamtlage beurteilt van Geene durchaus kritisch. Trotzdem sieht er seinen Betrieb gut und sicher aufgestellt: „Was wir tun konnten, um diese Krisen zu bewältigen, haben wir getan. Mehr geht nicht. Die jetzigen Lieferengpässe und Preisexplosionen verlangen von uns natürlich eine noch höhere Flexibilität. Es geht mehr und mehr auch um Ausgleichsprodukte. Unser Vorteil ist dabei unter anderem, dass wir im Außendienst zwei Mitarbeiter haben, die gelernte Köche sind und entsprechend kompetent beraten können.“

Und zur Zukunft sagt er abschließend: „Ich hatte nie Probleme, schwierige Anforderungen anzunehmen und diese zu lösen. Aber die beiden total wirren Jahre, die hinter uns liegen, haben mich schon an die Grenzen geführt. Ich wünsche mir vor allem eine normalere, friedliche Zeit, die überhaupt wieder eine sichere Planung möglich macht. Ansonsten gilt für unser Unternehmen und für die TIFA, dass wir ganz nah an den wirklichen Bedürfnissen unserer Kunden bleiben müssen. Das ist unsere erste Pflicht. Wir liefern nicht nur Ware, sondern Lösungen. Wir müssen uns als elementare, interne Abteilung unserer Kunden verstehen, nicht als externes Beiwerk, das weit mehr ist als eine regionale Spedition. Dies setzen wir direkt und täglich um. Indirekt, indem wir auch die TIFA-Fakten und -Stärken in Richtung Kundschaft kommunizieren.“ Auch deshalb hängt er seit ein paar Monaten bei den monatlichen Angebotsmails an seine Kunden immer den TIFA-Newsletter an.