Porträt – Eine Erfolgsgeschichte von Tiefkühl Peters

Gestärkt und optimistisch aus der Krise: Wie „Tiefkühl Peters“ mit altgewohnter Stabilität, Tatkraft und Zuversicht nun wieder in die Zukunft startet

Eine Erfolgsgeschichte – gerade, weil Barbara Peters auch die zurückliegende Planinsolvenz gemeistert hat

„Mit vollem Optimismus und vielen Innovationen starten wir in die Saison 2022. Lassen Sie es uns gemeinsam anpacken.“ Diese zuversichtliche Botschaft an die Kundschaft, die gleich auf der Internet-Startseite von „Tiefkühl Peters“ aufploppt, könnte man als ganz normales Statement auffassen, das einfach nur den Wunsch nach guten, neuen Geschäften und einem positiven Miteinander ausdrückt. Nur: Normal waren und sind diese Zeiten nicht. Allgemein nicht – und gerade auch nicht für das Familienunternehmen „Tiefkühl Peters“, ansässig im Örtchen Lissendorf (mit rund 1000 Einwohnern), gelegen in der Vulkaneifel zwischen Stadtkyll und Gerolstein.

Gleich neben dem Firmensitz fließt das sonst eher beschauliche Flüsschen Kyll, das am 14. und 15. Juli des letzten Jahres zum reißenden Strom wurde und rundherum alles unter Wasser gesetzt hat. Auch die bekannte Wassermühle in direkter Nachbarschaft, die ein touristischer Hotspot war und auch nach zwölf Monaten noch nicht wiedereröffnet ist. „Nur eine Mauer hat uns davor verschont, dass wir nicht auch geflutet wurden“, berichtet Barbara Peters (49), Inhaberin von TK-Peters, von der glücklichen Ausnahme, die für weite Gebiete rund um die Ahr und die Rur sowie für ihre Zuflüsse leider nicht galten. Allein im Ahrtal starben 134 Menschen in den Wassermassen.

Viele Häuser und weite Teile der Infrastruktur wurden zerstört. Es war eine Apokalypse, die quasi über Nacht ins romantische Idyll einbrach und das Leben sowie die Welt der Menschen schlagartig veränderte. Brutal in eine Region eingebrochen, die vor allem auch vom Tourismus lebt, deren Infrastruktur ebenfalls erheblich in Mitleidenschaft gezogen wurde. Das war das eine schlimme Schicksal, das ja gleichzeitig noch von der Corona-Plage mit entsprechenden Lockdowns gezeichnet war. Dies hätte an neuen, außergewöhnlichen und massiven Belastungen erstmal ausreichen können…

Aber bei TK-Peters kam noch ein weiteres Krisenszenario hinzu: Ende 2018 rutscht das Unternehmen in eine Planinsolvenz. Vorausgegangen war die Übernahme eines Großhändlers in Trier. Auf den ersten Blick eine nachvollziehbare, mutige und zukunftsorientierte Entscheidung. Der Kundenstamm (mit rund 400 Kunden) von TK-Peters verteilt sich quasi in der gesamten Eifel und in Teilen des angrenzenden Ost- und Süd-Ost-Belgien. Also im Kern von Monschau bis Trier und von Prüm bis nach Ulmen. Der unternehmerische Schwerpunkt des anderen Unternehmens lag in Trier und in der Trierer Region. Eine Fusion, die eigentlich strategisch Sinn machte, sich dann aber leider doch als Fehlkauf entpuppte.

Ein Kapitel, das Barbara Peters nach fast vier Jahren nun zum Glück zuklappen kann. Das Verfahren wurde im Mai dieses Jahres beendet, der zugekaufte Unternehmensteil wurde abgewickelt. Abschließend sagt sie dazu: „So etwas braucht natürlich niemand. Im Kern waren wir immer solide. Und wenn Corona nicht gewesen wäre, hätte das Verfahren auch früher abgeschlossen werden können. Gut, jetzt ist es vorbei, jetzt schauen wir wieder nach vorne.“ Und dann ergänzt sie noch: „2019 war tatsächlich das beste Umsatzjahr, was wir jemals hatten. So verrückt kann es manchmal sein.“

Schlechte Zeiten, gute Zeiten: TK-Peters ist wieder befreit, kann wieder normal arbeiten. Und wie in der obigen Botschaft an die Kunden positiv kommuniziert: weiterhin optimistisch wie anpackend tätig sein und in die Zukunft schauen. Und: Aus einer solchen Krise wieder herauszukommen, wieder die altgewohnte Stabilität und Normalität zu finden, ist vor allem auch eines – eine Erfolgsgeschichte.

Eine fast 100-jährige Unternehmensgeschichte

Wie immer schon, wie gehabt – wie seit 1926, als Großvater Theodor aus seinem Samenhandel einen Großhandel für Lebensmittel entwickelte. Zuerst im nahen Oberbettingen, ab 1933 dann in Lissendorf. Der neue Standort, direkt an der Bahnlinie und am Bahnhof gelegen, war klug gewählt. Der Standort an der Schiene brachte das Familienunternehmen auf die Erfolgsspur. Der Händler Peters wurde groß und versorgte u. a. die Arbeitskolonnen beim Bau des Westwalls. Ihm folgte Sohn Theodor, ab 2008 dann Barbara, die einzige Tochter, die schon im väterlichen Unternehmen zur Groß- und Handelskauffrau ausgebildet wurde und zudem die Prüfung zur Betriebswirtin ablegt hatte. Mit ihrem Einstieg war dann auch gleich eine erhebliche Investition verbunden: Der große Neubau des TK-Lagers wurde im Jahr 2010 dann auch gleich mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach ausgestattet.

Barbara Peters ist eine Vollblutunternehmerin, die so schnell nichts aus der Bahn wirft. Im Gespräch mit ihr stehen die Signale auf Optimismus und neue Tatkraft. Aus ihr spricht vor allem ihr unternehmerisches Herz, ihre Freude und ihre Verantwortung an ihrer Arbeit und Aufgabe – mit den Kunden und in der Zusammenarbeit mit ihren Mitarbeiter*innen. Das hört man immer heraus, gerade auch, wenn sie lobt: „Ich hab` wirklich eine Super-Truppe.“ Das spürt man auch sofort, wenn man auf das Gelände fährt und auf den ersten Mitarbeiter trifft, oder man das Büro betritt. Zurzeit sind es insgesamt rund 10 Mitarbeitende.

Nächster Stopp: Online-Shop

Es ist ein Traditionsbetrieb, durch und durch familiär geprägt. Im Besprechungsraum hängt ein Bild von Großvater Theodor, daneben auch eine Urkunde für die 25-jährige Mitgliedschaft bei der TIFA. TK-Peters ist seit 1985 Mitglied im Verbund. Schwerpunkte im Sortiment waren früher etwa TK-Produkte, Eis, Pommes Frites, seit 2016 ist TK-Peters Vollsortimenter. „In der Corona-Zeit haben wir einen Webshop für Privatkunden eingerichtet. Aber wenn das Geschäft normal und richtig läuft, haben wir für solche Spielereien keine Zeit. Unsere Kernfunktion ist und bleibt der Großhandel. Was bei uns aber gerade auf der Agenda steht, ist die Installierung eines Online-Shops für unsere gewerblichen Kunden, die wir möglichst zeitnah umsetzen wollen“, betont die Unternehmenschefin und peilt ihr nächstes Projekt an.

Den Außendienst erledigt sie persönlich. Die direkte Nähe zu den Kunden war schon immer wichtig. In Zeiten und in einer Region, die immer noch von den Folgen einer zerstörerischen Flut geprägt sind, oftmals auch der Wiederaufbau stockt, kommt dieser Partnerschaft und diesem Wir-Gefühl eine besondere Bedeutung zu. „Manche haben auch aufgegeben…“, sagt sie. Sie und ihr Team aber nicht.

In Richtung Herbst stehen auch hier neue Fragen an: „Werden wir genügend Strom haben? Sollten wir vielleicht doch Aggregate kaufen? Wann wäre der optimale Zeitpunkt, Öl zu ordern, mit dem die Verwaltung beheizt wird? Wird der Preis nochmal runtergehen?“ Fragen, die man sich zurzeit – so oder so ähnlich – wohl überall stellt. Auch hier, gleich neben den Gleisen, wo immer schon Züge rollten. Mal mehr, mal weniger. Wo es aber immer weiterging – in Richtung neuer Etappen und Ziele. Meist an guten Tagen, immer auch nach schlechteren.